Wir in Chemnitz oder wir über uns – Senioren-Filmclub-DOKU“ über Chemnitz.
Nicht erst seit der 875-Jahrfeier und der Ernennung Chemnitz als Kulturhauptstadt 2025 beschäftigen sich viele Vereine, Historiker und Bürger mit der Rekonstruktion ihrer Stadtgeschichte. Viele Bücher sind in Läden, in Bibliotheken und Archiven vorhanden, viele Fotos, oft den Örtlichkeiten schwer zuordenbar, über eine Stadt, deren Industrie und Stadtentwicklung den Alltag der Menschen bis heute so prägten wie keine andere Stadt. Aber wer hat Lust, so viele Bücher zu lesen, sich zu informieren, wenn ein Film Denkanstöße geben kann, sich selbst danach mit einem bestimmten Thema zu beschäftigen – und Themen gibt es in Chemnitz viele. Das war für den Senioren-Filmclub-DOKU die Idee zur Filmherstellung. Neues entdecken, Vergessenes lebendig machen und Filme herstellen, welche in der Öffentlichkeit gezeigt werden können zur Unterhaltung und als Erbe an die jüngere Generation. Dazu einen kurzen Ausblick auf unsere Filmarbeiten.

Die Bildunterschrift vom Original: Hella Richter, Heide Ludwig, Gerd Venus, Willy Fester, Steffen Hamperl, Roland Prager und Edgar Pfeil (v.l.) vom Senioren-Filmclub präsentieren stolz ihr neuestes Werk. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Denkanstoß für unsere ersten großen Filme war die 875-Jahrfeier mit einem Film über die Familie Seeber und das Figurenspiel im alten Rathaus. Wer war die Familie Seeber, nachdem ein Platz an der Chemnitz benannt wurde? Die Recherchen zu diesem Thema führten uns in eine Filmgeschichte von den Anfängen der bewegten Bilder in Chemnitz, über den Bau der vielen Kinos um 1910 in Chemnitz bis zu dem Filmstudio Babelsberg, wo Guido Seeber das erste Filmstudio entstehen ließ. Dazu eine Geschichte der technischen Entwicklung von der einfachen Kamera bis zur heutigen digitalen Technik.
Wie kann man Kindern die Geschichte von Chemnitz am einfachsten vermitteln? Nach einer Geschichte der Autorin Frau Schmutzler am besten vor dem Glockenspiel im alten Rathaus. Jede der 7 Figuren erzählt die Geschichte der Stadt. Die Mitspieler, Schüler der Luisenschule, hatten viel Spaß bei den Dreharbeiten. Wie kreativ und begeistert Kinder sich beschäftigen können, haben wir bei den Filmaufnahmen in der Reichenhainer Schule an dem Tag „Kunst im Garten“ erlebt. Selbst Musik einstudieren, malen, lesen, sich präsentieren, eigentlich ein Beispiel für andere Schulen, Kreativität zu fördern.
Filme herstellen, heißt Kontaktaufnahme. So lernten wir die jungen Leute vom Sonnenberg „NUN“ – neue unentdeckte Narrative – kennen und beteiligten uns an der Biennale „Pochen“ mit dem Thema Uranbergbau. Wer von der jüngeren Generation kannte die Haldenlandschaft von Schlema, wo die Landschaft aufwendig saniert wurde und die graue Landschaft nicht mehr vorhanden ist? Das war für Schüler und Jugendliche nicht bekannt, als wir den Film vorstellten.
Zurück nach Chemnitz. Durch Zufall lernten wir die Schweißer von ehemals VEB Germania kennen, welche die Schweißarbeiten am Karl-Marx-Monument ausgeführt hatten. Daraus ergaben sich eine ganze Geschichte der Stadtplanung und interessante Gespräche mit Zeitzeugen. Inzwischen ist dieser Film, der bisher am meisten nachgefragt ist und über die Grenzen von Chemnitz hinaus bekannt ist, sogar in Rumänien zum Erfahrungsaustausch mit der Kulturhauptstadt Timișoara 2023 mit Interesse betrachtet worden.
Erwähnenswert ist auch der Film „Mit hohen Erwartungen in die Zukunft“, ein Film über das Ende der Industrie in Chemnitz 1990. Gezeigt werden konnte der Film im Metropoltheater.
„Chemnitz von oben betrachtet“ hieß der neue Film über die gesamte Geschichte von Chemnitz. Viel Literatur und viele Fotos hatten wir dafür schon vorbereitet. Ursprünglich geplant als ein Film, aber daraus wurden drei Teile, jeweils über 30 Minuten. Von oben betrachtet, mit herrlichen Luftbildaufnahmen des Luftvereins e. V., Herrn Köhler, ließ sich die Industrieentwicklung und die Stadtentwicklung aus einem anderen Blickwinkel darstellen, aber auch ein Blick über das kulturelle Leben sollte nicht vergessen werden.
Und das führte uns zu der Galerie Denkart auf dem Sonnenberg. Mit jeder neuen Ausstellung bekommen die Besucher Kunstwerke, vorrangig von Chemnitzer Künstlern, vorgestellt. Warum nicht über die Bilder und die Lebensgeschichten der Künstler in einem kurzen Film berichten? Begonnen wurde mit einem Porträt über den Designer Prof. Karl Clauss Dietel, gefolgt von weiteren Filmen über Chemnitzer Künstler. Die größte Unterstützung bei unseren Filmvorführungen haben wir in der Galerie erfahren, und daraus entwickelte sich eine längerfristige Zusammenarbeit. Zu den einzelnen Künstlergesprächen werden die Filme eingeblendet und sind auch bei Interesse erhältlich. Man sollte daher keine Ausstellungseröffnung verpassen.
Es ist nur ein Teil unserer Filme, welche hier erwähnt wurden. Wenn wir in Vereinsheimen, Krankenhäusern und Begegnungsstätten unsere Filme vorführen, ist das nicht nur ein Film, sondern regt auch zu interessanten Gesprächen an. Über 85 Veranstaltungen wurden von uns durchgeführt. Natürlich wäre ohne finanzielle Unterstützung durch die Förderung der Stadt, Abt. Kultur, die Vielzahl der Filme nicht entstanden. Für die Qualität der Filme werden eine einigermaßen gute Technik und entsprechende Programme benötigt. Eigene Technik, wie Leinwand und Beamer, sind notwendig, da in den meisten Einrichtungen die Technik fehlt, so fahren wir, wie zu Seebers Zeiten, unsere Technik zu den Veranstaltungsorten – aber heute mit dem Auto.
Wie viele Stunden das ganze Filmteam für einen Film aufwendet, sollte nicht erwähnt werden. Für uns zählen das Engagement und der Erfolg, wenn eine Nachfrage zu unseren Veranstaltungen besteht. Es ist auch einfach eine Hommage an unsere Heimatstadt Chemnitz.
Die Verfasserin des Textes: Heide Ludwig
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