Alles auf einen Abwasch | Die Ausstellung von Laurin Erdmann und Jens Ausderwäsche befand sich vom 27.7.-8.8.2023 im Prozess und ist nun abgebaut. Die beiden Kunstschaffenden äußerten sich im Vorfeld so zur Ausstellung auf der Augustusburger Straße 102 in Chemnitz, bei Leipzig.

“Cyber Dorfgewäsch ist der perfekte paranoide Jammerplatz für alle lokalen Stammtisch – Zaunsneider, Antagonisten in unübersichtlichen Machtgeflechten, die um die pfeffrigste abgepackte Discounter Salamiwurscht balgen. Es wird dolle zu Überdenken geladen.
Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit von Jens Ausderwäsches Cyberuniversums-Listening Techniken und Laurin Erdmanns verbindlichen Grobian-Grafiken mit Entschuldugungscharakter und auch noch Vielem mehr.”

Kommentar und Analyse zum und von dem oben zitierten Pressetext zur Ausstellung von Jens Ausderwäsche und Laurin Maximilian Erdmann

Der Text ist eine Betitelung für die Revue um die Bemühung um das Lebenswerk der KünstlerInnen Jens Ausderwäsche und Laurin Maximilian Erdmann.
Die Ausstellung entstand in der metaphorischen Trichterung der Flaschenmündung des Bodensatzes von mehreren Polykrisen der letzten eineinhalb Jahre.
Dem Bestreben, eine möglichst schlagkräftig austeilend-beratschlagende Aneinanderreihung überbordender Sinnenreize aus gedanklichen Komplexen in eine Räumlichkeit und Körperlichkeit zu bündeln.
Die Ausstellung vereinte in sich somit Elemente klassischer Kunstausstellungen, Record Release Party, skulptural-raumeinnehmende Installationen, Performance-Kunst, improvisatorische Musikelemente, einsaugende und konzentrationsmindernde Grundathmosphären, Einladungen zum Verweilen und Tee trinken und die Dekonstruktion dieser Elemente.

Jens Ausderwäsche, die 2021 bis 2023 an einem Zyklus namens „Cyber-“arbeitete, in dem Sie Alltäglichkeiten bis hin zur Ich-Auflösung in 7 Alben verarbeitet und dokumentiert, zerlegt und seziert diesen nach dessen Beendigung im März 2023 in der Ausstellung “CYBER DORFGEWÄSCH” zusammen mit Laurin Erdmann wieder. Um sich selbst kreisend, wird der essenzielle zwischenmenschliche Horror aus dem Album-Zyklus in der Person “Cyber Grusel”,die immer wieder kleine Performance-Filme schiebt oder aus Scham und Eitelkeit auslässt. Textlich setzen sich bestehende Satzgefüge in absoluter Beliebigkeit permanent neu zusammen und musikalisch entblättert es sich, indem unbearbeitete Spuren kontextlos und einsam vor sich hin plärren und zum Teil die fertigen Songs, die vehement und ohne Unterlass durchrattern, übertönen.

Laurin Maximilian Erdmanns Arbeit betont hauptsächlich den Raum und die Form.
Sein Werk des letzten Jahres versucht einen Umgang mit dem Unlösbaren zu finden und befasst sich primär in bildnerischer und skulpuraler Formsprache mit Themen, Problemen, Menschen, Sachverhalten, Situationen, für die scheinbar kein Umgang gefunden wird.

Die Werke wurden in der Revue CYBER DORFGEWÄSCH intuitiv so platziert, dass Besucher des Raums, durch den sie hindurch schreiten müssen, sich an ihnen vorbei zwängen müssen, sie nur von nahem unter wechselnden Lichtbedingungen sich langsam erschließen müssen. Auch wurde es immer notwendiger, die ganze Ausstellung als gesamtes großes Werk zu begreifen.
Die Arbeiten von Jens Ausderwäsche und Laurin Maximilian Erdmann wurden aneinandergeprellt und waren gezwungen in Dialog gesetzt zu werden und von Beobachtern in Kommunikation in neue Kontexte gesetzt zu werden.

Der gesamte Raum wurde zu einer poetischen Darstellung von langanhaltenden Polykrisen, die von allen Seiten auf einen hinab schauen, auf einen einbrechen und den gewohnten Blick verhöhnen, die in ihrer Masse und Klobigkeit so gigantische Ausmaße annehmen, dass sie nicht weg zu denken sind und ihre Präsenz zum sofortigem, lebendigem Handeln zwingt und nicht in den Rückzug in die persönliche Apathie.

CYBER DORFGEWÄSCH ist voll, überladen, psychotisch, reizüberflutend, es ist die Kunst des stetigen Stolperns ohne je zu (hin zu-) fallen, sich dem Hinzugeben, was nach einem neuem Umgang schreit, was repetetiv an der Schamgrenze kratzt um letztendlich auch aus dem tiefsten Morast neue Blickwinkel zu eröffnen um nicht nur unkonzentriert ins Flutlicht zu schauen, sondern einen neuen Blick zu eröffnen.

Manifestation:
Die Zusammenarbeit beider Künstler ist symbolisches Produkt des Zusammengepfercht-seins als unterbewusste Schicksalsgemeinschaft, in die jedes Szenemitglied der Chemnitzer Kulturnische automatisch eintritt, wenn sie manchmal mit mehr Leuten als mit sich selbst im Raum ist.